Ich muss ehrlich sagen, ich habe seit 2 Jahren auf diese Serie gewartet. Ich meine, es klang vielversprechend: Eine Schiffreise kurz vor der Jahrhundertwende, auf der mysteriöse Sachen passieren werden. Erdacht von den Machern von Dark: Baran bo Odar und Jantje Friese.
Ich werde nichts zu Dark spoilern, aber diese Serie hat mich auf so viele Weisen überrascht. Es gibt wirklich eine Mystery/SciFi-Serie, die eine solche komplexe Geschichte erzählen kann? Die nicht das Schicksal a la Lost erlitten hat? Und – das muss ich jetzt auch einfach mal sagen – aus deutscher Federführung? Es gibt noch Hoffnung! Aber jetzt zurück zu 1899:
Es ist das Jahr 1899 und das Schiff „Kerberos“ unter der Führung von Kapitän Eyk Larsen (Andreas Pietschmann) bringt auswanderungswillige Passagiere über den Atlantischen Ozean zum Ziel New York. Unter ihnen ist die englische Ärztin Maura Franklin (Emily Beecham), die auf der Suche nach ihrem Bruder ist, der vor ihr mit der „Prometheus“ nach New York gereist ist. Dieses Schiff verschwand jedoch unter mysteriösen Umständen und gilt schon seit vier Monaten als verschollen. Plötzlich erhält der Kapitän ein Telegramm, das von der „Prometheus“ kommen soll. Dieses Telegramm wird der Auftakt zu einer Reihe mysteriösen Vorfällen am Bord der „Kerberos“…
Wer „Dark“ gesehen hat, wird wissen, dass schon früh in der Serie auf den möglichen Ausgang späterer Folgen angespielt wird. Und genauso ist es bei „1899“, wobei man hier deutlich viel schneller zu dem möglichen Schluss kommt. Auch der Dialog unter den Charakteren ist wie bei Dark, besonders zum Ende hin, sehr bedeutungsschwanger. Es macht total Spaß nach diesen Clues zu suchen und Theorien zu aufbauen, wieso die Charaktere so sind wie sie sind.
Mit der Handlung, auch wenn sie etwas vorhersehbar ist, bin ich auch soweit zufrieden. Ruhig erzählt, aber mit viel Spannung, dass man einfach wissen will, wie es weitergeht. Ein paar WTF-Momente gab es auch, besonders in Folge 5.
Was mir an 1899 besonders gefällt, ist die Tatsache, dass sie multilingual ist. Alle Charaktere sprechen in ihrer Muttersprache und wie es für damalige Zeiten üblich ist, sprechen nur die Privilegierten eine weitere Fremdsprache. Allerdings ist die Umsetzung doch etwas enttäuschend. Zwar gibt es ein paar „Ich verstehe nichts. Was hat XY gesagt?“-Momente, aber grundsätzlich hatte man schon das Gefühl, die Charaktere verstehen sich einander gut trotz der Kommunikationsbarrieren. Es wurde nur sehr selten Zeichensprache angewendet. Zum Beispiel sagt jemand in etwa: „Ich bin gleich wieder da. Ich hol dir etwas zu essen.“ zu einer anderen Person, ohne die berühmte Essen-Geste zu machen. Aber vielleicht gibt es ja auch einen Grund für diese Art der Umsetzung, wenn ich an den Schluss der Serie denke…
Wie ich las, ist „1899“ auch für drei Staffeln ausgelegt, also hoffe ich, dass Netflix auch mit dem Ergebnis zufrieden ist und grünes Licht für die nächste Staffel geben wird.
Ach ja, fast vergessen: ein für mich bis dato unbekannter Schauspieler hat übrigens meine Aufmerksamkeit geweckt: Aneurin Barnard. Er spielt die Rolle des mysteriösen Daniel mit so einer emotionalen Stärke, die mich total umhaut und auch wenn die meisten Fans MauraXEyk shippen (aus nachvollziehbaren Gründen), bin ich vorerst im Team MauraXDaniel. 🙂